Redundanz ist nicht gleich Resilienz
In kritischen Bereichen wie Energieversorgung, IT-Infrastruktur und Unternehmensprozessen setzen wir auf redundante Systeme und technische Sicherungen, um den Betrieb auch in Krisensituationen aufrechtzuerhalten. Redundanz vermittelt Sicherheit; dennoch zeigt die Erfahrung und aktuelle reale Ereignisse, dass selbst doppelte oder dreifache Sicherungen keinen vollständigen Schutz gewährleisten. Dieser Artikel erklärt, warum Redundanz keine umfassende Krisenvorsorge ersetzt und welche Maßnahmen notwendig sind, um die Resilienz wirklich zu stärken.
Die Risiken einer „statischen“ Sicherheit
Ein aktueller Vorfall verdeutlicht die Grenzen statischer Sicherheitsansätze: In einem Krankenhaus versagten die vorgesehenen Redundanzsysteme, was die Evakuierung der Beatmungsstation erforderlich machte und die Sicherheit der Patienten gefährdete. Der Fall zeigt, dass eine Sicherheitsmaßnahme, die einmal installiert und getestet wurde, keine dauerhafte Sicherheit bietet, wenn sie anschließend als „statisch“ behandelt und nicht regelmäßig überprüft wird.
Solche statischen Sicherheitsansätze bergen größere Risiken, als es auf den ersten Blick scheint. Technische Ausfälle, menschliche Fehler oder äußere Einflüsse können reichen, um alle Sicherungen außer Kraft zu setzen. Sicherheitsstrategien dürfen daher nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Ein System, das nicht regelmäßig gewartet wird, bleibt eine potenzielle Schwachstelle. Kontinuierliche Überwachung und regelmäßige Prüfungen sind entscheidend für ein funktionierendes Krisenmanagement. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Sicherheitsvorkehrungen im Ernstfall greifen und potenzielle Lücken frühzeitig geschlossen werden.
Erfahrungen zeigen, dass das bloße Vorhandensein von Sicherheitsmaßnahmen allein keine Garantie für Schutz bietet. Das sogenannte Sicherheitsparadoxon verdeutlicht, dass zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen oft zu riskanterem Verhalten führen. In redundanten Systemen verlassen sich Menschen oft auf Backup-Systeme und vernachlässigen die Wartung und Überwachung der Primärsysteme. Studien belegen, dass diese „gefühlte Sicherheit“ das Bewusstsein für tatsächliche Risiken schwächt und potenzielle Gefahren unterschätzt werden. Redundanz allein bietet also keine verlässliche Sicherheit; vielmehr ist es entscheidend, dass Menschen aktiv ins Risikomanagement eingebunden und für Gefahren sensibilisiert werden.
Im Krisenmanagement zeigt das Swiss Cheese Model die Notwendigkeit mehrerer Schutzschichten, um Risiken zu minimieren. Jede Schicht hat jedoch Schwachstellen – wie „Löcher im Käse“. Wenn Schwachstellen in verschiedenen Schichten zusammentreffen, kann es trotz mehrfacher Sicherungen zu einem Systemversagen kommen. Daher ist es wichtig, die Qualität und Wirksamkeit jeder Schutzschicht regelmäßig zu prüfen, um auf Risiken vorbereitet zu sein und Sicherheit nicht als selbstverständlich zu betrachten.
Ganzheitliche Krisenvorsorge als Business Continuity Management
Eine umfassende Krisenvorsorge erfordert Notfall- und Einsatzpläne, die nicht nur die offensichtlich notwendigen Maßnahmen umfassen, sondern auch solche Bereiche berücksichtigen, die zunächst gesichert erscheinen. Auf diese Weise werden Worst-Case-Szenarien als fester Bestandteil der Planung integriert und entsprechende Vorkehrungen getroffen. Ein bewährter Ansatz für diesen umfassenden Planungsansatz ist das Business Continuity Management (BCM), das Strategien zur Sicherung betrieblicher Abläufe in Krisensituationen bereitstellt.
BCM legt den Fokus auf die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung bestehender Pläne, um sicherzustellen, dass sie an aktuelle Bedingungen und neu identifizierte Schwachstellen angepasst werden. Ein Beispiel für diese Vorgehensweise zeigt sich bei kommunalen Pandemieplänen: Erfahrungen aus der COVID-19-Pandemie könnten hier verwendet werden, um Pläne durch Erkenntnisse aus der Praxis anzupassen und neue Anforderungen zu integrieren. Ohne kontinuierliche Aktualisierungen und die Einbindung relevanter Erfahrungen kann es dazu kommen, dass Pläne für zukünftige Krisenszenarien nicht umfassend vorbereitet sind. Ganzheitliches Krisenmanagement orientiert sich somit am Ansatz des BCM und setzt auf kontinuierliche Überprüfung und Anpassung, um Pläne an aktuelle und zukünftige Risiken anzupassen und so die Resilienz zu stärken.
Fazit: Sicherheit erfordert kontinuierliche Aufmerksamkeit
Redundanz allein bietet keine verlässliche Sicherheit und kann eine trügerische Gewissheit vermitteln. Sicherheitsmaßnahmen und Redundanzen müssen kontinuierlich überwacht, getestet und angepasst werden, um ihre Wirksamkeit zu gewährleisten. Nur durch ein integriertes Krisenmanagement, das technische und menschliche Faktoren berücksichtigt, lässt sich die Widerstandsfähigkeit gegen unvorhergesehene Ereignisse tatsächlich stärken und der Schutz vor vermeidbaren Ausfällen verbessern.
Weitere Beiträge zu diesem Thema: